Ephesos – Metropole der Antike

12. April 2021 07:25 contrast media Türkische Ägäis , ,

Ephesos

Schauplatz kultureller Errungenschaften

Die Region an der anatolischen Küste zum ägäischen Meer im Kreis Selçuk bot aufgrund seiner Lage alle Voraussetzungen für den Aufbau antiker Städte. Der Fluss Mäander hat in der Ebene durch seinen wechselnden Verlauf immer an verschiedenen Orten fruchtbares Schwemmland hinterlassen. Dadurch waren einst prächtige Städte häufig gezwungen, ihren Ort zu wechseln und sich dem neuen Verlauf des Flusses anzupassen. Didyma, Milet und Priene und insbesondere Ephesos waren Schauplatz wichtiger wissenschaftlicher und kultureller Errungenschaften. Heute ist Ephesos ein UNESCO-Weltkulturerbe. Zu den Highlights gehören das Große Theater, die Celsus-Bibliothek, der Artemis-Tempel und die gut erhaltenen römischen Straßen.

Erste Besiedelungen sind schon um 1100 v. Chr. nachweisbar. Nach der antiken Überlieferung soll Koressos eine der Siedlungen gewesen sein, die von den einheimischen Karern oder Lelegern bewohnt war, bevor die ionischen Kolonisten unter Androklos, der als Gründer von Ephesos gilt, die Region besiedelten. Ephesos war ein Schmelztiegel griechischer, römischer und später christlicher Einflüsse. Durch die ursprüngliche Nähe zum Meer entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum. Die Stadt beherbergte aber auch eine der größten Bibliotheken und war ein Symbol für den Reichtum und die kulturelle Vielfalt der antiken Welt. Aufgrund von Verschlammung des Hafens und Erdbeben verlor Ephesos im Lauf des 1. Jahrtausends n. Chr. allmählich seine Bedeutung als Handelszentrum.

Zeit der Römer

190 v. Chr. wurde Ephesos Teil des römischen Kaiserreiches und wurde in Ephesus umbenannt. Im Jahr 88 v. Chr. gab es unter Mithridates VI. einen Aufstand der dort ansässigen Griechen. Mit der]von ihm ausgerufenen Ephesischen Vesper sollten in der Provinz Asia alle Italiker getötet werden. Der Befehl kostete 20 000 Römer das Leben. 86. v. Chr. nahm das römische Imperium unter Sulla Rache und zerstörte die Stadt. Unter Augustus (63 v. Chr – 14 n. Chr.). wurde es zur Zentrale der römischen Provinzen in Kleinasien. Die Blütezeit der Stadt dauert so bis zum 3. Jh. n. Chr. an.

Auf den Spuren von Alexander, dem Großen

334 v. Chr. eroberte Alexander der Große Ephesos im Rahmen seines Feldzugs gegen das Perserreich. Nach der Eroberung setzte Alexander die oligarchische, perserfreundliche Regierung ab und förderte die Rückkehr zur Demokratie. Dies stärkte die Loyalität der Stadt gegenüber ihm. Die Kontrolle über die Stadt sicherte ihm eine Schlüsselposition für seine weiteren Feldzüge in Kleinasien.

Nachdem  der Fluss Küçük Menderes die Ebene in sumpfiges Schwemmland verwandelt hatte und die direkte Verbindung zum Meer nicht mehr gegeben war, erzwang er wegen der Malaria-Gefahr den Umzug der Bevölkerung in den heutigen Teil der Stadt. Darauf hin wurde Ephesos zur reichsten Stadt der Region. Nach dessen Tod ging die Stadt zeitweise an die Ägypter und Syrer über.

Wallfahtzsort und Bischofssitz

Apostel Johannes hat dort bis zu seinem Tod gelebt. Über seinem Grab wurde von Justitian eine Basilika errichtet.  Auch Maria, die Mutter Jesu soll dort nach dessen Tod gelebt haben. Die noch heute erhaltenen Fundamente ihres Hauses sind als Wallfahrtsort anerkannt. Im 5. Jh.  findet hier das III. Konzil statt, später wird Ephesus zum Bischofssitz.

Weltwunder Artemis-Tempel

Die Bürger der Stadt erbauten um 550 v. Chr. unter der Finanzierung des lydischen Königs Krösus den Artemis-Tempel, der in der Antike als eines der sieben Weltwunder galt. Der Architekt Chersiphron entwarf den etwa 115 Meter langen und 55 Meter breiten Tempel, der mit 127 marmornen Säulen, ein imposantes Erscheinungsbild bot. Er diente als religiöses und wirtschaftliches Zentrum, zog Pilger und Händler an und war mit seinen Skulpturen und Reliefs bekannt für seine kunstvolle Dekoration.

356 v. Chr. löste der nach Macht strebende Herostratos einen Brand aus und zerstörte den Tempel fast vollständig. Alexander der Große unterstützte den Wiederaufbau des Artemistempels. Er soll angeboten haben, die Kosten zu übernehmen, unter der Bedingung, dass sein Name verewigt wird, was die Epheser jedoch ablehnten, um die Göttin Artemis nicht zu beleidigen. Er wurde später wieder aufgebaut, jedoch im 3. Jahrhundert n. Chr. durch die Goten erneut beschädigt und schließlich im 5. Jahrhundert endgültig verlassen. Heute sind nur wenige Überreste, wie Säulenfragmente erhalten. Die Stätte ist jedoch von großer archäologischer und historischer Bedeutung.

Die Highlights von Ephesos

Die Bibliothek des Celsus ist eines der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Architektur. Das Gebäude aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. bietet eine beeindruckender Fassade..

Das Haus der Mutter Maria mit dem Namen Meryemana ist ein bedeutender Wallfahrtsort, von dem angenommen wird, dass die Jungfrau Maria hier ihre letzten Jahre verbrachte. Auch die Basilika des Heiligen Johannes lässt auf die christlichen Wurzeln der Stadt schließen . Die byzantinische Kirche aus dem 6. Jahrhundert wurde dem Apostel Johannes gewidmet ist.

Der Hadrian-Tempel ist ein kleiner, aber wunderschön verzierter Tempel zu Ehren von Kaiser Hadrian.

Der Trajan – Brunnen wurde zwischen 102 und 114 n. Chr. von Tiberius Claudius Aristion und seiner Frau Iulia Lydia Laterane zu Ehren der Göttin Artemis und Kaiser Trajan gestiftet und markierte das Ende einer etwa 39 km langen Wasserleitung. Das rechteckige Brunnenbecken ist von einer 9,50 m hohen, zweistöckigen Fassade umgeben, deren zentrale Nische eine kolossale Statue Trajans enthält,

Das Große Amphitheater bot Platz für bis zu 25.000 Zuschauer. Hier fanden einst Theaterstücke und Gladiatorenkämpfe statt. Vom Amphittheater aus führt mit der Curetes-Straße eine der Hauptstraßen von Ephesos, gesäumt von Säulen, Statuen und Überresten antiker Gebäude zum ehemaligen, inzwischen versandeten Hafen.

Hanghäuser

Die Hanghäuser von Ephesos, auch Terrassenhäuser genannt, sind zwei Komplexe römischer Wohnhäuser (sogenannte Insulae) am Südhang des Bülbüldağ. Die Insilae genannten Wohnkomplexe waren teils luxuriösen Stadtvillen, die von der wohlhabenden Oberschicht bewohnt wurden. Sie bieten einen einzigartigen Einblick in die Wohnkultur der römischen Kaiserzeit im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr..

Das Hanghaus 2 ist berühmt für seine außergewöhnlich gut erhaltenen Wandmalereien aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., die die umfangreichste Sammlung dieser Art im Osten des Römischen Reiches darstellen. Die Böden sind mit figurale Mosaikböden ausgestattet, die Motive wie Dionysos oder Medusa zeigen. Die Marmorverkleidungen unterstreichen den Reichtum der Bewohner. Zahlreiche Funde wie Skulpturen, Elfenbeinobjekte, Keramik, Glasgeschirr und Graffiti geben Einblicke in das Leben der städtischen Elite. Ein Graffito nennt Gaius Vibius Salutaris, einen einflussreichen Ritter, als möglichen Besitzer einer Wohneinheit. Die Wohnnutzung endete mit einem Erdbeben Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr., das Hanghaus 2 schwer beschädigte.

Die Hanghäuser wurden zwischen 1960 und 1985 vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) ausgegraben. Hanghaus 2 gilt als das besterhaltene antike Wohnhaus im östlichen Mittelmeerraum und ist seit 1999 durch einen modernen Schutzbau überdacht, der Besucher ermöglicht, die Stätte zu erkunden. Viele Funde, darunter Wandmalereien und Möbel, sind im Ephesos-Museum in Selçuk ausgestellt.

MAP

Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de